Heute widme ich mich einer weit verbreiteten Ursache für Darmerkrankungen – und wie ihr beizukommen ist. Sie beginnt im Kopf: Es geht um die Psyche. Genauer: um die Hirn-Darm-Achse.
Psychische Faktoren wie Stress, Angst, Depressionen und andere emotionale Belastungen haben einen erheblichen Einfluss auf unseren Darm und können das Risiko für Darmerkrankungen deutlich erhöhen. Wir müssen erkennen: Es gibt eine unmittelbare Verbindung zwischen unserem Darm und unserem Gehirn. Wir sprechen von der Hirn-Darm-Achse – das ist ein ebenso faszinierendes wie komplexes System, und es spielt eine eminent wichtige Rolle für unsere Gesundheit.
Zunächst einmal will ich erklären, wie psychische Faktoren unseren Darm beeinflussen. Dazu betrachten wir die Funktionsweise der Hirn-Darm-Achse: Sie besteht aus einer Vielzahl von Kommunikationswegen zwischen dem zentralen Nervensystem (Gehirn) und dem enterischen Nervensystem (Darm).
Die beiden Systeme kommunizieren über neuronale Signale, Hormone und Immunreaktionen miteinander und beeinflussen sich gegenseitig.
Zunehmend wird dieses Gebiet von der Wissenschaft beachtet. Man spricht von der Neurogastroenterologie: Das ist die Erforschung und Behandlung von bestimmten Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt. In der Regel handelt es sich um eine Störung des Nervensystems des Magen-Darm-Trakts, eben des enterischen Nervensystems. Typische neurogastroenterologische Erkrankungen sind Schluckstörungen, Refluxerkrankung, Reizmagen, Reizdarmsyndrom, chronische Verstopfung sowie Stuhlinkontinenz.
Negativen Gefühle, so die Erkenntnis, fließen sozusagen vom Kopf in den Bauch. Die Funktionen im Magen-Darm-Trakt werden gestört, das kann zu Schmerzen, Krämpfen, Blähungen und eventuell auch Durchfall führen.
Stress ist einer der Hauptfaktoren, der die Hirn-Darm-Achse beeinflusst. Wenn wir gestresst sind, schüttet unser Körper vermehrt Stresshormone wie Cortisol aus. Das hat dann eine direkte Auswirkung auf den Darm. Chronischer Stress führt schnell zu einer gestörten Darmfunktion: Er verlangsamt die Peristaltik des Darms oder beschleunigt sie – das wiederum hat oftmals Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfung zur Folge.
Stress kann auch die Zusammensetzung der Darmflora verändern. Das ruft oftmals Entzündungsreaktionen hervor, was das Risiko für Darmerkrankungen wie Reizdarmsyndrom (IBS), entzündliche Darmerkrankungen (IBD) oder sogar Darmkrebs erhöht. Es gibt Studien, in denen nachgewiesen wird, dass Menschen mit psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen ein höheres Risiko für Darmerkrankungen haben.
Hirn-Darm-Achse: Psychische Faktoren können auch positiv wirken
Neben Stress ist Angst ein weiterer psychischer Faktor, der sich negativ auf den Darm auswirkt. Häufig leiden Menschen mit Angststörungen unter Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Übelkeit. Die Erklärung: Angst aktiviert das autonome Nervensystem und beeinträchtigt die Verdauungsfunktion.
Schnell entsteht eine Spirale, die tiefer in die Krankheit führt: Der Darmpatient sucht nach der Ursache für die chronischen Durchfälle. Es quälen ihn viele Fragen: Warum trifft’s ausgerechnet mich? Wer kann mir helfen? Welches Medikament oder welche Therapie schlägt an? Kann ich bald wieder durchschlafen? Wie bewältige ich meinen Alltagsaufgaben, wenn ich dauernd auf Toilette muss?… Die vielen ängstlichen Fragen bedeuten hohen psychischen Druck, und der schlägt auf den Darm …
Auch Depressionen können zu Darmerkrankungen führen. Betroffene Menschen haben oft eine gestörte Darmflora und ein geschwächtes Immunsystem, was sie anfälliger für Entzündungsprozesse im Darm macht. Nicht zuletzt ruft die Einnahme von Antidepressiva oftmals bestimmte Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden hervor.
Das ist die eine Seite, die dunkle Seite der Hirn-Darm-Achse. Auf der anderen Seite können wir erkennen, dass psychische Faktoren durchaus auch positive Effekte haben: Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen tragen dazu bei, Stress abzubauen – das hilft, die Funktion des Darms zu verbessern. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf hilft ebenfalls, die Gesundheit des Darms zu fördern.
Bei meinem ganzheitlichen Therapieansatz berücksichtige ich neben einer medikamentösen Behandlung immer die psychischen Faktoren. Meine Behandlungspläne werden auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten: Manchmal helfen Entspannungstechniken, manchmal autogenes Training, manchmal Hypnose. Manchmal empfehle ich auch eine Familientherapie oder den Besuch von Selbsthilfegruppen.
Wenn Sie weitergehende Fragen haben oder Hilfe bei der Behandlung Ihrer Darmprobleme, melden Sie sich gerne bei mir (hier).
- 10. Mai 2024
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