Das Thema ist nicht unumstritten: Darf Kokosfett bei entzündlichen Darmerkrankungen verwendet werden? Oft wurde und wird davon abgeraten – es gibt aber auch kluge Menschen, die es durchaus empfehlen. Ich beleuchte beide Seiten, woran Sie erkennen können, dass ich nicht ganz abgeneigt bin…
Schauen wir uns erst einmal genau an, was wir hier vor uns haben:
Kokosöl und Kokosfett werden aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen. Es wird so lange gepresst, bis das Öl austritt. Bei Temperaturen unter 25 Grad ist es fest, darüber wird es flüssig. Bleibt es bei kalten Temperaturen flüssig oder bei sehr hohen Temperaturen fest, wurde es chemisch behandelt.
Kokosöl wird auf unterschiedliche Weise gewonnen – und davon hängt auch die Qualität ab:
Beste Qualität bedeutet: Das Kokosfleisch wird direkt nach der Ernte frisch und kalt gepresst. Das ist die schonendste Verarbeitung und hat auch den besten Geschmack.
Gute Qualität wird erreicht, wenn das Kokosfleisch erst getrocknet und dann gepresst wird. Wichtig ist, dass das Kokosöl nativ ist. Das heißt, es wurde kalt gepresst.
Schließlich gibt es noch industriell verarbeitetes Kokosöl: Der Hersteller lagert das Kokosfleisch oft über mehrere Monate ein, bevor es weiter verarbeitet wird, auch mit chemischen Mitteln und unter starker Erhitzung.
Am Ende wird das Kokosöl raffiniert, oft auch gebleicht und desodoriert. Es ist dann kein Kokosöl mehr, sondern Kokosfett.
In Supermärkten wird gehärtetes Kokosfett oft in Platten oder in Blöcken verkauft. Davon kann ich nur abraten: Dieses Fett enthält kaum noch Nährstoffe und höchstwahrscheinlich schädliche Transfette.
Am besten kauft man Kokosfett in Bioläden oder Biosupermärkten – oder bestellt es online. Ich empfehle, nur desodoriertes Kokosfett zu verwenden. Dabei wird das Fett schonend mit Wasserdampf behandelt, wodurch der Kokosgeschmack herausgelöst wird. Die Vitalstoffe bleiben weitgehend erhalten, hitzeempfindliche Vitamine gehen jedoch verloren.
Kokosfett kann für Darmpatienten sehr vorteilhaft sein
Was ist nun drin im Kokosfett? Man kann durchaus sagen, es hat ein einzigartiges Nährstoffprofil: Etwa 90 % der Fette sind gesättigte Fettsäuren, vor allem mittelkettige Triglyceride (MCTs), die sich in ihrer chemischen Struktur von langkettigen Fettsäuren unterscheiden. Die MCTs sind leichter verdaulich und können vom Körper besser verwertet werden.
Außerdem enthält Kokosöl Antioxidantien wie Vitamin E und Polyphenole, die helfen können, oxidativem Stress entgegenzuwirken.
Was bedeutet das konkret für Menschen mit Darmerkrankungen?
Eine der vielversprechendsten Eigenschaften von Kokosfett ist seine potenzielle entzündungshemmende Wirkung. Studien haben gezeigt, dass MCTs entzündungsfördernde Zytokine hemmen können. Dies ist natürlich vorteilhaft für Darmpatienten sein, da Entzündungen eine zentrale Rolle bei ihren Erkrankungen spielen.
Es gibt auch Studien, die darauf hindeuten, dass MCTs das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm fördern können, während sie gleichzeitig schädliche Bakterien hemmen. Eine ausgewogene Darmflora trägt dazu bei, Entzündungen zu reduzieren und die Gesundheit des Verdauungssystems zu verbessern.
Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn leiden aufgrund von Entzündungen oder Schädigungen der Darmschleimhaut häufig unter Malabsorption, d.h. einer unzureichenden Aufnahme von Substraten aus dem bereits vorverdauten Speisebrei. Die mittelkettigen Fettsäuren im Kokosfett sind leicht verdaulich und benötigen keine Gallensäuren zur Resorption. Das bedeutet, dass sie auch bei eingeschränkter Verdauungsfunktion effektiv genutzt werden können.
Nicht zuletzt leiden Menschen mit Darmerkrankungen häufig unter Appetitlosigkeit. Oder sie haben aufgrund von Schmerzen oder Unwohlsein Schwierigkeiten beim Essen. Da Kokosfett ein konzentrierter Energielieferant ist, kann es helfen, den Kalorienbedarf zu decken, ohne große Nahrungsmengen aufnehmen zu müssen.
"Handfeste" Tipps, damit Kokosfett lecker bleibt
Ich will hier aber kein einseitiges Plädoyer für Kokosfett halten. Mir ist wichtig, dass Sie beide Seiten kennen. Deshalb auch diese Informationen:
Der große Nachteil von Kokosfett ist eben, dass es überwiegend aus gesättigten Fettsäuren besteht. Diese erhöhen – bei häufigem Verzehr natürlich nur – das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Richtig ist sicher: Kokosfett kann das Gesamtcholesterin und das ungünstige LDL (Low Density Lipoprotein) im Blut erhöhen, jedenfalls mehr als zum Beispiel andere Speiseöle aus Raps oder Oliven. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher, Kokosöl nur sparsam zu verwenden.
Inzwischen gelten die gesättigten Fettsäuren im Kokosfett als wahre Wohltäter. Und so kommen wir sich auf den richtigen Weg: Kokosfett sollte nicht im Übermaß eingesetzt werden. Sparsam nutzen! Und richtig verwenden. Hier ein paar “handfeste” Tipps:
– Kokosfett lagert man am besten lichtgeschützt bei Zimmertemperatur in einem Vorratsschrank. Bei ständiger Lichteinstrahlung können sich die Fettsäuren mit der Zeit zersetzen: Das Öl wird ranzig.
– Der Kühlschrank ist für die Lagerung nicht geeignet – nicht wegen der kalten Temperatur, sondern weil sich am Deckel des Kokosfetts Kondenswasser bildet, das in das Kokosöl tropft. Im Kondenswasser können sich Bakterien bilden. Und wenn sich viele Bakterien bilden, verdirbt das Kokosfett.
– Damit nicht zu viele Keime von außen an das Kokosfett gelangen, sollte es nur mit einem sauberen Löffel oder Messer aus dem Glas genommen werden.
Kokosfett ist in der Küche vielseitig einsetzbar: Aufgrund seines hohen Rauchpunktes eignet es sich hervorragend zum Braten und Kochen und kann in Backrezepten als Ersatz für Butter oder andere Fette verwendet werden.
Auch lecker: Kokosfett mit anderen Zutaten zu gesunden Dips oder Salatdressings mischen.
Nicht zuletzt verleiht ein Löffel Kokosfett Smoothies eine cremige Konsistenz und liefert zusätzliche Energie.
Übrigens ist Kokosöl auch ein gutes Pflegeprodukt für die Haut: Kokosfett spendet Feuchtigkeit und wirkt entzündungshemmend.
Da es antibakteriell wirkt, sind auch Mundspülungen empfehlenswert: Kokosfett hilft auch gegen Karies.
Noch ein Tipp von mir: Wer Kokosfett für sich entdecken möchte, sollte mit kleinen Mengen beginnen, etwa einem Teelöffel pro Tag. Steigern Sie sich langsam, um eventuelle Verdauungsbeschwerden zu vermeiden – 1 bis 2 Esslöffel pro Tag reichen aus. Natürlich sollte man sich nicht nur auf Kokosöl verlassen: Wichtige essentielle Fettsäuren bekommen wir auch aus Lein-, Raps- oder Olivenöl.
Und auch dieser Hinweis ist mir wichtig: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Nahrungsmittel, daher sollte die Einführung von Kokosfett in die Ernährung individuell angepasst werden. In seltenen Fällen kann es zu Allergien gegen Kokosfett kommen.
- 15. November 2024
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